Boah Leute, jetzt macht doch nicht so ein Gewese um das Outing eines ehemaligen Fußballers. Hitzlsperger ist schwul. So what? Soll er doch schwul sein. Was geht uns (also die Öffentlichkeit) das an? Wayne? Wen interessiert das?
Diese Erhöhung, die jetzt passiert. „Voller Respekt für dieses Bekenntnis“, „Wir stehn zu dir“, „Mutiger Schritt“, „bla bla bla“
Ein paar Stimmen aus Twitter …
@podolski10: Brave and right decision. Respect, Thomas Hitzlsperger. His outing is a important sign in our time.
@thomasoppermann: Respekt für Thomas #Hitzlsperger. Finde sein Outing mutig und vorbildlich.
@taz: Warum Thomas Hitzlsperger ein Held ist
(und viele andere mehr. Einfach mal nach Hashtag #hitzlsperger suchen)
Leute, macht mal halblang. Das war nicht mutig. Eher das Gegenteil davon.
Wenn er wirklich was im Sinne ‚der Sache’ erreichen wollte, hätte er Eier gezeigt (Haha, schöne Formulierung in diesem Zusammenhang) und sich während seiner Karriere positioniert. Das hätte Respekt verdient. Aber nicht jetzt, wo er sich den Schmähungen, Gesängen und Witzen von den Rängen nicht mehr aussetzen muss.
Aber selbst dann hätte ich es unnötig gefunden, sich öffentlich zu outen. Muss man seine sexuell Orientierung – gleich welcher Art – zum Thema der Nachrichten machen? Was soll das? Tut er ‚der Bewegung‘ damit einen Gefallen? Warum taucht er nicht einfach irgendwo (Stadionbesuch, Preisverleihung, Ball des Sports, …) auf und hat seinen Freund dabei? So hat das (wenn ich mich recht erinnere) unser ehemaliger Bundesaußenminister Westerwelle gemacht.
Was will/wollte er damit erreichen? Dass ein junger, am Beginn seiner Karriere stehender Spieler, sich auch outet? Auch ‚gesteht‘, dass er Männer liebt? So wie der ehemalige Nationalspieler auch?
So nach dem Motto „Macht das, steht dazu. Ich hab mich auch geoutet. (Allerdings hab ich mich nicht getraut, als ich noch jung und aufstrebend war. Auch nicht, als ich ein gestandener Profi war. Mit Beginn meiner Nationalmannschaftskarriere auch nicht. Als ich ins Ausland gegangen bin auch nicht. Aber jetzt – nach meinem Karriereende, wo mir ‚nix mehr passieren kann‘, ja, da hab ich jetzt den Mut.“ Na, Vielen Dank. Ist ja ein super Signal, das der Herr Hitzlsperger da aussendet. „Ich soll mich outen? Ich soll mich diesem Druck jetzt aussetzen? Wo das bisher immer alle nach(!) ihrer Karriere gemacht haben? Ich bin doch nicht verrückt.“ (Bei Frauen scheint das nochmal was anders zu sein, siehe Angerer, Jones, …)
Wenn jetzt wieder diskutiert wird, dass das doch egal sei, wie und mit wem jemand durchs Leben geht, stimme ich dem zu. Ja, es ist egal. Aber solange so ein Tamtam um so ein Outing gemacht wird, sogar der Regierungssprecher sich genötigt fühlt, das zu kommentieren, wird das eben nicht als ‚Normal‘-‚ oder ‚Egal‘-Zustand angesehen.
Auch dieses ‚Ich bin stolz darauf, schwul zu sein’-Statemet, das jetzt wieder vermehrt zu hören und zu lesen ist? Oder diese ‚Gay Pride’-Bewegung? Was soll das? Ist ‚schwul sein‘ eine Lebensleistung? Ist das was Besonderes? So ne Art Trophäe? Eine Art Auszeichnung?
Muss man das jedem auf die Nase binden? Solange diese eigene Überhöhung so zelebriert wird, wird sich an der Situation nichts ändern. Wenn Schwulsein als was ganz normales wahrgenommen werden soll, dann müssen diejenigen auch selbst normal damit umgehen.
Wenn jetzt (sagen wir mal) in meinem Bekanntenkreis jemand daherkommen würde und einen Freund (statt Freundin) mitbringen würde, würde man im ersten Moment vielleicht kurz etwas irritiert gucken, weil mans (bzw ichs) vielleicht nicht erwartet hätte, aber dann wärs auch schon wieder vorbei und man (bzw ich) hätte es akzeptiert. So kann man ein Outing doch auch betreiben. Derjenige hätte vielleicht nicht den Knalleffekt, dass es alle auf einmal mitkriegen, sondern es würde nach und nach bekanntwerden, aber was macht das? Und wenn mans (bzw ichs) nicht weiß, isses auch egal. Es interessiert (mich) einfach nicht.
Ich war mal auf nem Geburtstag eines ehemaligen Kollegen, von dem ich auch nicht wusste, dass er schwul ist. Musste dann mal aufs Klo, wo als Lektüre irgendwelche Gay-Magazine rumlagen. Ich so gedacht “Ürks, was hier los?” Nachdem ichs dann wusste, war das Thema aber auch schon wieder erledigt. Hat doch auch geklappt. Auch ohne offizielle Erklärung.
Aber nochmal zum konkreten Fall Hitzlsperger … Muss man für so eine persönliche Sache eine mehrseitige Presseerklärung rausgeben? Wem nützt das was? Will sich hier jemand für irgendwelche Aufgaben nach der Karriere empfehlen? Strebt hier jemand eine Stelle als Gleichstellungs-, Schwulen- und Lesbenbeauftragter an? Beim DFB gar?
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