Jul 11
  Subjektive meinung von andreas am 11.07.2012 um 19:19 uhr

Was zuvor geschah … Das ‘Satiremagazin’ Titanic hat auf seinem aktuellen Cover ein Photo, das einen inkontinenten Papst darstellt. Titel: Das Leck ist gefunden. Auf der Rückseite das entsprechende Gegenstück zur Vorderseite. Diesmal mit einem braunen Flecken.

Also ich – übrigens kein Katholik oder sonst irgend ein Kirchensympathisant – finde das aktuelle Cover der Titanic weder besonderes lustig oder originell sondern einfach nur geschmacklos. Das hat auch nix mit Satire oder Humor oder freier Meinungsäußerung zu tun.

Dieser Meinung ist wohl auch das Hamburger Landgericht, das eine einstweilige Verfügung gegen die weitere Verbreitung erlassen hat. Geklagt hatte die katholische Kirche. Richtig so.

Die Titanic will sich das Verkaufsverbot aber wohl nicht gefallen lassen.

“Wir werden sämtliche Rechtsmittel ausschöpfen und notfalls bis zum Jüngsten Gericht ziehen”

Chefredakteur Leo Fischer

Haha. Sehr lustig. Nicht.

Man kann der Kirche durchaus kritisch gegenüberstehen und sie auch kritisieren, aber das was einem hier unter dem Deckmantel der Satire oder der freien Meinungsäußerung verkauft werden soll, geht eindeutig zu weit.

Auch die Erklärung, was der Titel wirklich darstelle, nämlich
einen Papst, der nach der Aufklärung der Spitzelaffäre (“Vatileaks”) feiere und im Überschwang ein Glas Limonade über seine Soutane verschüttet habe

“Benedikt muss uns missverstanden haben.” (…) “Es ist allgemein bekannt, dass der Papst ein großer Freund des Erfrischungsgetränks Fanta ist.”

Chefredakteur Leo Fischer

… soll wohl originell sein. Sie ist es – nicht.

Der Deutsche Journalistenverband bzw sein Chef schlagen sich (natürlich) auf die Seite ihres (ich vermute mal) Mitglieds und halten die gerichtliche Verfügung für übertrieben.

“Auch der Papst muss sich Satire gefallen lassen.” (…) “Über Geschmack lässt sich streiten, aber die Darstellung fällt unter die Freiheit der Satire.”

DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken

Wenn man das für Satire hält …

Wie lange ist das jetzt mit den Mohammed-Karikaturen in Dänemark her? 5 Jahre? Wenn ich nicht irre, werden die Urheber von damals heute noch bedroht. Ist Auflage wirklich alles?

Also ich hätte für fundamentalistische Katholiken, die zum Heiligen Krieg gegen die Titanic aufrufen und die ‘kreativen’ Redakteure und Zeichner mit dem Tode bedrohen, durchaus Verständnis. Ich will das denen nicht wünschen, könnte es aber verstehen.

Ob der Herr Fischer das dann auch noch so lustig findet, wenn er wie die Dänen für Jahre unter Polizeischutz steht …?

 


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Jul 10
  Subjektive meinung von andreas am 10.07.2012 um 19:48 uhr

Ok, eigentlich ist das Thema schon wieder durch. Gibt ja auch schon wieder Wichtigeres (Stichworte: ESM, Fiskalpakt, Verfassungsgericht) im politischen Leben.

Aber was sich ‘unsere Politiker’ demletzt geleistet haben, zeugt wieder mal davon, dass ‘denen da oben’ ‘die da unten’ völlig egal sind.

Was zuvor geschah: Ende Juni, Deutschland spielt abends um neun im Halbfinale gegen Italien, 30 Abgeordnete – die anderen waren wohl alle Fußball kucken oder anderweitig ‘verhindert’ – sitzen im Plenarsaal des Bundestages und winken in weniger als 1 Minute das ‘Gesetz zur Fortentwicklung des Meldewesens’ oder kurz MeldFortG durch. Keine Redebeiträge, keine Debatte, nix.

57 Sekunden für ein Gesetz, das gegenüber der ursprünglichen Fassung den Datenschutz der Bürger (stark) einschränkt. Man kann zwar Widerspruch gegen die Verwendung bzw den Verkauf seiner bei den Meldebehörden gespeicherten Daten einlegen, dieser ist aber – sofern es sich nur um ein Update bereits verkaufter Daten handelt – auch noch wirkungslos.

Das ist dann ein paar Tage später – durch wen eigentlich? – bekanntgeworden. Und jetzt wills keiner gewesen sein. Kaum einer – außer vielleicht Herr Uhl von der CSU – will es noch, und alle geben sich empört. Und zwar unabhängig von der politischen Ausrichtung. Und jeder hat ne andere Ausrede, warum er/sie nicht gleich dagegengestimmt hat bzw überhaupt nicht anwesend war.

Frau Roth, ihres Zeichens Grüne-Vorsitzende hat lieber Fußball geschaut, und empfindet es mittlerweile als “‘heuchlerisch‘ wie sich immer mehr CSU-Politiker vom Gesetz abwenden”. Sie gehe auch davon aus, dass der Zeitpunkt für dieses Thema ‘sehr bewusst‘ gewählt worden sei. Ja, warum hat sie denn nicht an der Abstimmung teilgenommen? Ach ja, richtig, war ja Deutschland – Italien. Prioritäten und so …

“Ich sage ehrlich, ich habe Fußball geschaut”.

Claudia Roth

Jetzt kann sie ja ehrlich sein. Scheint so, als ob sie das sonst nicht wäre. Wenn sie das so betont. Außerdem wäre Abstreiten jetzt auch nicht sehr intelligent. Horst Seehofer, CSU-Chef und Ilse Aigner, Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz(!) sind mittlerweile auch dagegen. Mittlerweile. Wenns keiner gemerkt hätte, wärs wohl ok gewesen.

“Wenn das stimmt, was ich bisher weiß, dann wird Bayern dem nicht zustimmen”.

Horst Seehofer

“Bayern kann hier seine Stimme erheben – und dafür werde ich auch werben.”

llse Aigner

Thomas Oppermann, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion hatte auch Gründe,

“(…) den ganzen Tag Beratungen und Sitzungen und spät und Eurokrise sowieso und Fußball und morgen ja auch wieder früh raus und bla … (…)”

Gedächtnisprotokoll eines Radio-Interview mit hrinfo gestern vormittag

nicht im Plenum zu sein, will das Gesetz jetzt aber auch unbedingt verhindert sehen.

“Das ist ein besonders ärgerlicher Fall von schwarz-gelber Klientelpolitik. Die FDP hat sich mit der Zustimmung zu diesem Gesetz in den Ruhestand verabschiedet. (…) Das Gesetz ist zustimmungsbedürftig. Die Zustimmung der SPD wird es nicht geben. Die SPD wird dieses Gesetz im Bundesrat aufhalten.”

Thomas Oppermann

Wen haben wir noch?

Frau Merkel. War in Brüssel. Konnte noch nicht mal das Spiel gegen Italien besuchen. Ist also entschuldigt.

FDP und LINKE. Nicht relevant.

Die letzte Rettung ist jetzt der Bundesrat, den das Gesetz noch passieren muss. Hallo? Man beschließt ein Gesetz und hofft jetzt, dass es vorher einkassiert wird?

Bei der ganzen Entrüstung und Betroffenheit, die jetzt Thema ist, frage ich mich, warum denn bei 30 Leuten, die sich nicht für Fußball interessieren, überhaupt über Gesetze abgestimmt wird? Gibts da nicht ne nötige Untergrenze von Abgeordneten? Wenigstens die Hälfte des Bundestags? Oder wieso hat man das nicht einfach auf den nächsten Tag verschoben? Und was wird noch so alles beschlossen, was wir nicht mitkriegen?

Diese Heuchler und Ignoranten. Wie ich diese politische Kaste verachte. Und die bestimmen über uns und unsere Zukunft? Das Problem lässt sich allerdings wohl nicht lösen – weil die alle gleich scheiße sind.

 


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May 09
  Subjektive meinung von andreas am 9.05.2012 um 23:16 uhr

Die Piraten.

Ich gebs zu. Zu Beginn – also in meiner Zeitrechnung im Jahr 2009 – fand ich die Piraten ja ganz spannend, interessant und nicht unsympathisch. War halt mal was anderes als die etablierten Parteien. So geht’s aktuell wohl vielen Leuten, die sich ‘neu’ für die Piraten interessieren.

War sogar mal auf nem Piratenstammtisch (in Friedberg), der allerdings sehr chaotisch war. Würde jetzt allerdings zu weit führen, das auszuführen, hat mich aber schon (etwas) abgeschreckt.

Zwischendrin gabs den einen oder anderen Parteitag, der – Transparenz sei Dank – auch live im Internet gestreamt wird. Einen – ich glaube, es war Bingen – hatte ich mir mal angeschaut. Popcornkino vom Feinsten. Total unorganisiert und chaotisch – aber unterhaltsam.

Die letzten 2 Jahre wars ja dann eher ruhig um die Jungs (und Mädels). Ab und zu hat man sie im Wahlkampf mal an nem Stand gesehen und bisschen mit ihnen geplaudert. Den einen oder anderen kenn ich sogar. Kein Problem.

Dann, im letzten Jahr sind sie in Berlin ins Abgeordnetenhaus eingezogen. Die Bilder sind wohl noch jedem bekannt. Ich sach nur Latzhose, Kopftuch und keine Ahnung von der Höhe der Verschuldung Berlins. Seitdem gibt es sie in weiteren 2 Landesparlamenten (Saarland und Schleswig-Holstein) und am Wochenende wird wohl das nächste (Nordrhein-Westfalen) dazukommen.

Mittlerweile bekomme ich Angst. Ich mag mir gar nicht ausdenken, was passiert, wenn die wirklich mal in die Verantwortung kommen sollten.

Eine Partei mit Bällebad auf dem Bundesparteitag (und nicht nur für die 5-jährigen) …

Das Projekt Bällebad hat zum Ziel, ein Bällebad anzuschaffen welches auf Bundes- und Landesparteitagen sowie anderen Veranstaltungen eingesetzt werden kann. (…)

… einer AG Flausch …

Die AG Flausch soll Mittel und Wege entwickeln, um für einen flauschigeren Umgang unter den Mitgliedern der Piratenpartei zu sorgen (…)

… und einer Vorliebe für Ponys und was weiß ich noch alles (vermutlich regenbogenfarbige Einhörner) …

Innerhalb der deutschen Piratenpartei werden Folgen der Serie genutzt, um bei hitzigen Diskussionen eine Beruhigung herbeizuführen, die Teilnehmer zu Entspannen und statt der Austragung eines Konflikts auf die Lösung eines Problems zu konzentrieren. Dazu hat sich der Begriff Pony Time etabliert. Nach Abstimmung wurde diese Auszeit in die Geschäftsordnung der Piratenparteifraktion in Berlin aufgenommen. Bei ihrer Beantragung wird eine für die aktuelle Thematik angemessene Folge ausgewählt und ungefähr 20 Minuten lang abgespielt.

… mag und kann ich nicht ernstnehmen. Die(!) sollen über unsere Zukunft bestimmen? Bitte nicht.

Stichwort Tanzverbot an gesetzlichen Feiertagen: Das wollten die Piraten ja wohl kippen, habe auch den einen oder anderen Flashmob organisiert und wollten sogar vors Gericht ziehen. Wären sie auch – wenn es denn das richtige und zuständige gewesen wäre. Sowas klärt man doch vorher. Oder bin ich da zu kleinlich.

Aufhebung des Tanzverbots an Feiertagen ist allerdings ein Thema, mit dem man vor allen bei jüngeren Leuten punkten kann. Wen interessieren schon Schuldenkrise und Afghanistan? Mit diesen unangenehmen Dingen können sich ja die etablierten Parteien beschäftigen …

Ich finde ja gut und wichtig, dass Dinge thematisiert werden, die von den etablierten Parteien nicht behandelt werden. Aus welchen Gründen auch immer. Weil sie nicht wollen oder nicht können. Also Dinge wie diese Urheberrechtsgeschichte, Vorratsdatenspeicherung und andere ‘Netzthemen’. Aber muss man dazu wirklich eine Partei gründen, von der erwartet wird, dass sie sich auch zu anderen Themen äußert und Positionen bezieht – was die Piraten (derzeit) nicht tun. Stattdessen hört man immer wieder ‘Dazu gibt es noch keinen Entscheid der Basis’, ‘Dazu haben wir uns noch keine Meinung gebildet’ usw usf.

Diese Unverbindlichkei ändert allerdings nichts an der Medienpräsenz der Piraten. Kaum eine Talksendung oder Magazin der letzten Wochen, das ‘piratenlos’ ist. Scheint der Reiz des Neuen zu sein. Gestern z.B. in frontal21 (ZDF) ein Beitrag mit dem Titel ‘Protestpartei-Piraten?’ (Quelle: ZDF-Mediathek). Der “offizielle” Piratenfotograph mit orangefarbenen Haaren, der das Programm der Piraten beim Wahl-O-Mat auf seinem Tablet-PC nachschlägt (oder gar nachschlagen muss?). Sehr nerdig und – für mich – nicht sehr vertrauenserweckend. Aber welcher junge Wähler kuckt schon ZDF?

Ebenso schräg der Auftritt des neuen politischen Bundesgeschäftsführers Johannes Ponader bei Günther Jauch am Sonntag abend in der ARD, der während der Talkrunde mit Röttgen, Lindner, Wowereit, Künast und Gysi unbedingt per Twitter ‘Kontakt zur Basis’ bzw seinen Followern halten musste. Fand ich nicht sehr höflich. Sollte aber – wie seine Jesuslatschen und die gestrickte weiße Jacke (statt dunklem Anzug und ‘ordentlicher’ Schuhe) – wohl cool rüberkommen und hat ihm sicher n paar hundert (oder tausend) neue Follower gebracht.

Mag sein, dass ich schon zu alt bin, oder – wie der örtliche Pirat mir bescheinigt – einen Stock im Arsch habe, aber meine Partei ist das nicht …

 


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