May 09
  Subjektive meinung von andreas am 9.05.2012 um 23:16 uhr

Die Piraten.

Ich gebs zu. Zu Beginn – also in meiner Zeitrechnung im Jahr 2009 – fand ich die Piraten ja ganz spannend, interessant und nicht unsympathisch. War halt mal was anderes als die etablierten Parteien. So geht’s aktuell wohl vielen Leuten, die sich ‘neu’ für die Piraten interessieren.

War sogar mal auf nem Piratenstammtisch (in Friedberg), der allerdings sehr chaotisch war. Würde jetzt allerdings zu weit führen, das auszuführen, hat mich aber schon (etwas) abgeschreckt.

Zwischendrin gabs den einen oder anderen Parteitag, der – Transparenz sei Dank – auch live im Internet gestreamt wird. Einen – ich glaube, es war Bingen – hatte ich mir mal angeschaut. Popcornkino vom Feinsten. Total unorganisiert und chaotisch – aber unterhaltsam.

Die letzten 2 Jahre wars ja dann eher ruhig um die Jungs (und Mädels). Ab und zu hat man sie im Wahlkampf mal an nem Stand gesehen und bisschen mit ihnen geplaudert. Den einen oder anderen kenn ich sogar. Kein Problem.

Dann, im letzten Jahr sind sie in Berlin ins Abgeordnetenhaus eingezogen. Die Bilder sind wohl noch jedem bekannt. Ich sach nur Latzhose, Kopftuch und keine Ahnung von der Höhe der Verschuldung Berlins. Seitdem gibt es sie in weiteren 2 Landesparlamenten (Saarland und Schleswig-Holstein) und am Wochenende wird wohl das nächste (Nordrhein-Westfalen) dazukommen.

Mittlerweile bekomme ich Angst. Ich mag mir gar nicht ausdenken, was passiert, wenn die wirklich mal in die Verantwortung kommen sollten.

Eine Partei mit Bällebad auf dem Bundesparteitag (und nicht nur für die 5-jährigen) …

Das Projekt Bällebad hat zum Ziel, ein Bällebad anzuschaffen welches auf Bundes- und Landesparteitagen sowie anderen Veranstaltungen eingesetzt werden kann. (…)

… einer AG Flausch …

Die AG Flausch soll Mittel und Wege entwickeln, um für einen flauschigeren Umgang unter den Mitgliedern der Piratenpartei zu sorgen (…)

… und einer Vorliebe für Ponys und was weiß ich noch alles (vermutlich regenbogenfarbige Einhörner) …

Innerhalb der deutschen Piratenpartei werden Folgen der Serie genutzt, um bei hitzigen Diskussionen eine Beruhigung herbeizuführen, die Teilnehmer zu Entspannen und statt der Austragung eines Konflikts auf die Lösung eines Problems zu konzentrieren. Dazu hat sich der Begriff Pony Time etabliert. Nach Abstimmung wurde diese Auszeit in die Geschäftsordnung der Piratenparteifraktion in Berlin aufgenommen. Bei ihrer Beantragung wird eine für die aktuelle Thematik angemessene Folge ausgewählt und ungefähr 20 Minuten lang abgespielt.

… mag und kann ich nicht ernstnehmen. Die(!) sollen über unsere Zukunft bestimmen? Bitte nicht.

Stichwort Tanzverbot an gesetzlichen Feiertagen: Das wollten die Piraten ja wohl kippen, habe auch den einen oder anderen Flashmob organisiert und wollten sogar vors Gericht ziehen. Wären sie auch – wenn es denn das richtige und zuständige gewesen wäre. Sowas klärt man doch vorher. Oder bin ich da zu kleinlich.

Aufhebung des Tanzverbots an Feiertagen ist allerdings ein Thema, mit dem man vor allen bei jüngeren Leuten punkten kann. Wen interessieren schon Schuldenkrise und Afghanistan? Mit diesen unangenehmen Dingen können sich ja die etablierten Parteien beschäftigen …

Ich finde ja gut und wichtig, dass Dinge thematisiert werden, die von den etablierten Parteien nicht behandelt werden. Aus welchen Gründen auch immer. Weil sie nicht wollen oder nicht können. Also Dinge wie diese Urheberrechtsgeschichte, Vorratsdatenspeicherung und andere ‘Netzthemen’. Aber muss man dazu wirklich eine Partei gründen, von der erwartet wird, dass sie sich auch zu anderen Themen äußert und Positionen bezieht – was die Piraten (derzeit) nicht tun. Stattdessen hört man immer wieder ‘Dazu gibt es noch keinen Entscheid der Basis’, ‘Dazu haben wir uns noch keine Meinung gebildet’ usw usf.

Diese Unverbindlichkei ändert allerdings nichts an der Medienpräsenz der Piraten. Kaum eine Talksendung oder Magazin der letzten Wochen, das ‘piratenlos’ ist. Scheint der Reiz des Neuen zu sein. Gestern z.B. in frontal21 (ZDF) ein Beitrag mit dem Titel ‘Protestpartei-Piraten?’ (Quelle: ZDF-Mediathek). Der “offizielle” Piratenfotograph mit orangefarbenen Haaren, der das Programm der Piraten beim Wahl-O-Mat auf seinem Tablet-PC nachschlägt (oder gar nachschlagen muss?). Sehr nerdig und – für mich – nicht sehr vertrauenserweckend. Aber welcher junge Wähler kuckt schon ZDF?

Ebenso schräg der Auftritt des neuen politischen Bundesgeschäftsführers Johannes Ponader bei Günther Jauch am Sonntag abend in der ARD, der während der Talkrunde mit Röttgen, Lindner, Wowereit, Künast und Gysi unbedingt per Twitter ‘Kontakt zur Basis’ bzw seinen Followern halten musste. Fand ich nicht sehr höflich. Sollte aber – wie seine Jesuslatschen und die gestrickte weiße Jacke (statt dunklem Anzug und ‘ordentlicher’ Schuhe) – wohl cool rüberkommen und hat ihm sicher n paar hundert (oder tausend) neue Follower gebracht.

Mag sein, dass ich schon zu alt bin, oder – wie der örtliche Pirat mir bescheinigt – einen Stock im Arsch habe, aber meine Partei ist das nicht …

 


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May 08
  Subjektive meinung von andreas am 8.05.2009 um 18:43 uhr

Frage mich, wie die Herren Müntefering und Steinmeier auf das schmale Brett kommen, dass bei der Bundestagswahl im September (automatisch) mehr als die 20,8% Stimmen rauskommen, die die SPD gestern (bei der Europawahl) bekommen hat und dass es gestern in erster Linie an der niedrigen Wahlbeteiligung lag.

Lieber Herr Steinmeier,
sehr geehrter Herr Müntefering,

wir nehmen jetzt mal einen Bleistift und ein Stück Papier zur Hand und üben uns im Dreisatz . Dabei rechnen wir mit gerundeten und kleinen Zahlen, damit es nicht allzu schwer wird.

Achtung! Es geht los! Wir hatten diesmal 62,2 Millionen Wahlberechtigte, davon sind 26,9 Millionen zur Wahl gegangen. Das macht eine Wahlbeteiligung von 43,3 Prozent.

Leider waren etwa 600.000 Stimmen ungültig. Von den verbliebenen 26,3 Millionen haben Euch allerdings wiederum nur knapp 5,5 Millionen gewählt. Daraus ergibt sich dann Euer Ergebnis von schlappen 20,8 Prozent.

Soweit klar?

Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass bei der Bundestagswahl die Wahlbeteiligung doppelt so hoch ist wie gestern, also 86,6 Prozent und Euch doppelt so viele Leute wählen wie gestern, heißt das nicht – und jetzt aufgepasst! – dass Ihr automatisch 42,6 Prozent Stimmen bekommt.

Warum das denn?

Ganz einfach. Die Anzahl der abgegebenen Stimmen (und wahrscheinlich auch die Anzahl der gültigen) ändert sich natürlich auch. Das heißt also, dass eure doppelt so vielen Stimmen nicht automatisch auch doppelt soviel Wert sind. Weil sich ja die Berechnungsbasis ändert.

Also – ganz langsam zum Mitrechnen … Anzahl SPD-Wähler (11 Mio) mal 100 geteilt durch Anzahl gültige Stimmen (52,6) macht … immer noch 20,9%. Tut mir ja auch Leid für euch, ist aber so.

 


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