Frage mich, wie die Herren Müntefering und Steinmeier auf das schmale Brett kommen, dass bei der Bundestagswahl im September (automatisch) mehr als die 20,8% Stimmen rauskommen, die die SPD gestern (bei der Europawahl) bekommen hat und dass es gestern in erster Linie an der niedrigen Wahlbeteiligung lag.
Lieber Herr Steinmeier,
sehr geehrter Herr Müntefering,
wir nehmen jetzt mal einen Bleistift und ein Stück Papier zur Hand und üben uns im Dreisatz . Dabei rechnen wir mit gerundeten und kleinen Zahlen, damit es nicht allzu schwer wird.
Achtung! Es geht los! Wir hatten diesmal 62,2 Millionen Wahlberechtigte, davon sind 26,9 Millionen zur Wahl gegangen. Das macht eine Wahlbeteiligung von 43,3 Prozent.
Leider waren etwa 600.000 Stimmen ungültig. Von den verbliebenen 26,3 Millionen haben Euch allerdings wiederum nur knapp 5,5 Millionen gewählt. Daraus ergibt sich dann Euer Ergebnis von schlappen 20,8 Prozent.
Soweit klar?
Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass bei der Bundestagswahl die Wahlbeteiligung doppelt so hoch ist wie gestern, also 86,6 Prozent und Euch doppelt so viele Leute wählen wie gestern, heißt das nicht – und jetzt aufgepasst! – dass Ihr automatisch 42,6 Prozent Stimmen bekommt.
Warum das denn?
Ganz einfach. Die Anzahl der abgegebenen Stimmen (und wahrscheinlich auch die Anzahl der gültigen) ändert sich natürlich auch. Das heißt also, dass eure doppelt so vielen Stimmen nicht automatisch auch doppelt soviel Wert sind. Weil sich ja die Berechnungsbasis ändert.
Also – ganz langsam zum Mitrechnen … Anzahl SPD-Wähler (11 Mio) mal 100 geteilt durch Anzahl gültige Stimmen (52,6) macht … immer noch 20,9%. Tut mir ja auch Leid für euch, ist aber so.
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